Sonntag, 5. April 2009
Von meinem Pech mit dem Neuen
Nachdem ich den vorherigen Mietwagen kaputtgefahren habe, fahre ich nun einen Ford Focus. Der ist leider nicht so kraftvoll wie der Polo, aber vielleicht ist das ja auch besser für meine Unfallstatistik ;-)

Trotzdem muss ich nun nach nur drei Tagen schon wieder in die Werkstatt, weil ich mir einen Platten eingefangen habe. Das ist hier in ZA übrigens ein sehr verbreitetes Phänomen, denn es liegt häufig allerlei spitze Steine, Metall oder Glas auf der Straße und das ein oder andere Schlagloch gibt es hier auch – trotz insgesamt sehr guter Straßen. Eigentlich vergeht kein Monat, in der nicht einer meiner Kollegen mit einem Reifenschaden aufwarten kann…

So, und um nochmal meinem Bildungsauftrag gerecht zu werden, hier einige Englisch-Vokabeln: pot-hole - das Schlagloch; bonnet - die Motorhaube; boot - der Kofferraum.

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Sonntag, 22. März 2009
Verkehrsunfall
Letzte Woche, nasse Fahrbahn, Berufsverkehr, Zeitdruck, Bus, Ampel, Truck – RUMMS!

Meine erste und hoffentlich letzte südafrikanische Beule.

Sh*t happens, keine Verletzten, nur Blechschaden – also Glück im Unglück. Das Schöne als Mietwagenfahrer ist ja, dass man nur zwei Stunden später einen neuen Wagen vor der Tür stehen hat.

Aber aus Fehlern lernt man bekanntlich und in diesem Fall weiß ich nun, was man bei einem Unfall alles zu tun hat hier in Südafrika: Zunächst einmal natürlich die Daten der Unfallteilnehmer austauschen. Soweit der Wagen sich noch bewegen lässt, die Auto-Abschlepp-Typen, die hier an jeder zweiten Straßenecke stehen und bei einem Unfall wie die Fliegen um den Kadaver kreisen, abwimmeln (sonst ist mal ganz schnell ein paar tausend Rand los) und ruhig aus eigener Kraft zur nächsten Werkstatt oder eben Autovermietungsfiliale fahren. Je nach Schwere des Unfalls bzw. der Deformation seines Gefährts fällt man auch gar nicht besonders im Straßenbild auf, denn der ein oder andere Wagen hier macht den Eindruck, nur noch durch die Farbe zusammengehalten zu werden. (Was sich übrigens besonders nachts darin äußert, dass man auf der Autobahn oder in Stadtverkehr gerne mal unbeleuchteten Autos oder LKW begegnet, die dann auch noch zu allem Überfluss total überladen mit 15 km/h den Berg raufzuckeln.)
Dann muss man natürlich den Mietwagenverleih informieren und sich um Ersatz und Schadensregulierung bemühen.

Außerdem muss man den Unfall persönlich der Polizei melden. Und obwohl die Polizei in Südafrika zentral organisiert ist (also nicht wie etwa in Deutschland Sache der Bundesländer bzw. Provinzen ist), kann man nicht einfach zur irgendeiner Polizeistation gehen, sondern nur zu jener, die für den Ort zuständig ist an dem der Unfall geschehen ist. Nun gut, in Zeiten des Internet und mit einer einheimischen Assistentin an der Seite ist es kein unmögliches Unterfangen herauszufinden, welche Polizeistation für welche Kreuzungen verantwortlich ist. Ärgerlich ist es aber schon, denn üblicherweise liegen einem solche Informationen ja erst am Arbeitsplatz oder daheim vor. Da wäre es doch bürgerfreundlicher, sich an die Polizeistation zu wenden, die einem gerade am bestem erreichbar scheint. Die könnten die Daten dann ja einfach via EDV weitergeben…

Als ich dann aber in der Polizei Station in Pretoria Sunnyside (trotz des Namens übrigens eine der gefährlichsten Stadteile Pretorias) meinen Unfall registrieren lassen wollt, wurde mir klar, dass so selbstverständliche Dinge wie elektronische Datenverarbeitung eben nicht so selbstverständlich sind. Nicht einmal Stifte scheinen in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stehen. Denn nachdem ich am Schalter relativ schnell an die Reihe kam, musst ich knapp 10 Minuten warten, bis der "Kunde" am Nachbarschalter seine Formulare ausgefüllt hatte, denn die beiden Polizisten hinter dem Schalter teilten sich den Stift. Also, beim nächste mal einfach einen Stift mitbringen...

Der ganze Vorgang wurde dann übrigens per Formular erfasst und die Vorgangsnummer dann in ein großes Buch im Format DIN A 1 oder ähnlich eingetragen.
Als Beleg für meine Registrierung bekam ich ein Stück irgendwoherherausgerissenen Schmierzettel auf dem die Polizistin dann die Vorgangsnummer notierte und das Ganze abstempelte. (Ich hatte offensichtlich Glück, denn ich bekam ein Eckstück, so dass mein „Beleg“ zwei glatte Seiten hatte. Stolz!)

Als ich nach einer Kopie des ausgefüllten Unfallformulars fragte, notiert die Polizistin (der man übrigens wohlwollend eine äußerst stressreduzierende Gelassenheit, oder bösartig drogenbedingte Transzendenzbestrebungen unterstellen konnte) eine Telefonnummer auf meinem Beleg. Die Nummer könne ich anrufen und dann eine Kopie beantragen. Vermutlich wird das Kopierwesen – quasi als Vorstufe zur EDV – tatsächlich zentral verwaltet…

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Volkssport Rugby
Die Popularität von Sportarten hier in Südafrika ist stark geprägt durch die Zugehörigkeit zum Commonwealth in der Vergangenheit. Während Fußball bei den Schwarzen Volkssport Nummer eins darstellt ist Rugby bei den Weißen die populärste Sportart, dicht gefolgt von Kricket. Aber auch Golf und Radsport sind weit verbreitet. Populär ist auch die englische Premier League.
Und wie bereits erwähnt hängen die Südafrikaner an jeder einigermaßen sinnvoll erscheinenden Stelle einen Bildschirm auf, so dass man sich in der Kneipe oder im Fitnessstudio ohne Probleme mit all diesen Sportarten gleichzeitig berieseln lassen kann.

Authentischer als im Sofa lässt sich Rugby natürlich live erleben. Daher hab ich vor einiger Zeit meine Mitbewohner zur Partie Blue Bulls (Pretoria) vs. Stormers (Kapstadt) eingeladen.

Rugby - die rüpelige Schwester es Fußball

Insgesamt ein sehr spannendes Erlebnis. Allerdings muss ich doch sagen, dass ich Rugby lieber am Fernseher im heimischen Braai-Area verfolge, während die Steaks auf dem Feuer brutzeln und das Bier im Pool kalt steht :-)

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Samstag, 14. März 2009
Vom südafrikanischen Pragmatismus
Die Südafrikaner sind ein sehr lockeres und pragmatisches Völkchen. Und auch das Ästhetikempfinden unterstützt das Image vom „Land der Gegensätze“. Ob nun der Account Manager mit Hawaii-Hemd im Meeting sitzt oder das Dosenbier im Sektkübel präsentiert wird…

Edles Dosenbier in edlem Sektkübel.

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Donnerstag, 20. November 2008
Von der Südafrikanischen Arbeitsphilosophie
Der Job macht mir momentan etwas zu schaffen. Das hat weniger mit der Tätigkeit an sich zu tun, als mit der Tatsache, dass es doch um einiges „unverbindlicher“ und „provisorischer“ arbeitet als in Deutschland. Um Ärger mit meiner Geheimhaltungsvereinbarung zu vermeiden, möchte ich ein Beispiel aus meinem südafrikanischen Privatleben heranziehen:
Wie bereits berichtet, haben mein Mitbewohner und ich eine Dusche in unser zweites Bad eingebaut. Als es daran ging, die Versiegelung mit Silikon zu erneuern, stellten wir fest, dass wir zwar eine frische Kartusche Silikon, nicht aber die geeignete Pistole dazu hatten. Ich schlug vor mit der Versiegelung auf den nächsten Tag zu warten, um dann die Pistole zu kaufen. Das würde bedeuten, dass wir einen Tag länger auf die zweite Dusche hätten warten müssen, was aber dank der bereits vorhandenen Dusche im anderen Bad kein Problem gewesen wäre. Mein Mitbewohner sagte jedoch, dass ginge auch so irgendwie. Nun ist meine Mitbewohner studierter Ingenieur und der Handy-Man im Haushalt. Na, der Mann ist der Experte, dachte ich bei mir, und ich bin nicht sein Chef und außerdem: think positive…
Leider stellte sich heraus, dass sich ohne Pistole das Silikon nur sehr schwer aus der Kartusche drücken lässt. Zum Herausdrücken benutzte mein Mitbewohner zudem einen Schraubenzieher. Schließlich begab es sich, dass der Schraubenzieher den Boden der Kartusche zerbrach, so dass das Silikon nun an beiden Seiten der Kartusche herauskam. Dadurch ließ sich die Kartuschendüse nicht mehr nutzen. Mit den Fingern könne man das machen, sprach mein Mitbewohner und begann damit das Silikon mit den Fingern aus der Kartusche zu kratzen und in die Fugen zu kleistern. Wie vermutet brachte diese Methode nicht nur besonders expressionistische Versiegelungen hervor, sondern verschwendet auch einen Großteil des Silikons. Das Ergebnis war, dass wir die Versiegelung mangels ausreichenden Silikons nicht beenden konnten, wir also die Dusche nun also doch nicht nutzen konnten und zusätzlich eine Kartusche Silikon kaufen mussten. Das experimentell-provisorische Vorgehen meines Mitbewohners hatte also eine schlechtere Qualität der Arbeit, höhere Materialkosten und keinerlei Zeitersparnis zur Folge – eigentlich kostete sogar noch mehr Zeit, denn die Finger-Kratz-Spachtel-Methode verursachte ein mittleres Chaos, dessen Spuren noch heute an unserem Waschbecken zu finden sind.

Tja, und wir sprechen hier vom Projekt „Dusche“ mit einem Budget von vielleicht 200 Euro. Nun stelle sich mal jemand diese „Passt schon irgendwie“ Methode in einem mehrere Millionen Euro Projekt vor…

Apropos Dusche: Ich denke, eine Dusche in Pretoria montiert zu haben, ist vielleicht wieder so ein Alleinstellungsmerkmal, dass ich in meinen Lebenslauf mit aufnehmen sollte. Ich sehe mich schon im Vorstellungsgespräch bei Obi: „Ach wissen Sie, ich habe schon Duschen überall auf der Welt angebracht - Berlin, Nürnberg, Pretoria… Für die Sanitärabteilung bin ich Ihr Mann!“

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Sonntag, 31. August 2008
Von Ankommen und Abschied nehmen
Meine neue Bleibe gewinnt langsam an Kontur und inzwischen fühle ich mich wie zuhause: Ich bin fleißig am heimwerkeln (mein Mitbewohner und ich haben eine Dusche ins zweite Bad gebaut), habe mein erstes Braai mit den Kollegen veranstaltet und liege gegenwärtig mit einer hartnäckigen Erkältung im Bett. Kurzum: Ich bin in meinem neuen Zuhause angekommen.

Apropos angekommen: Letzte Woche war quasi „Deutsche Wochen in Pretoria“, denn das Hauptquartier hatte einen ganzen Schwunge Kollegen aus Deutschland einfliegen lassen, um hier ein wenig Struktur in den Laden vor Ort zu bekommen z.B. um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Unter anderem habe ich auch meinen neuen Chef kenne gelernt. Mein bisheriger Chef hier im Projekt geht nämlich zurück nach Deutschland. Am Freitag ist dann die ganze Horde zurück nach Deutschland geflogen. Da hieß es dann auch für mich und meinen alten Chef Abschied nehmen. Zwei Dinge werden mich vermutlich immer an ihn erinnern: Gin-Tonic und Golf :-) Mit meinem neuen Chef habe ich mich auch auf Anhieb gut verstanden und ich bin gespannt, wie sich sein Führungsstil von dem seines Vorgängers unterscheiden wird...
Tatsächlich verstehe ich mich mit den meisten Kollegen - den deutschen und südafrikanischen - sehr gut. Die Südafrikaner sind sowieso ein sehr freundliches Völkchen und haben eigentlich immer einen flotten Spruch auf den Lippen.

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Donnerstag, 14. August 2008
Von Hatfield nach Faerie Glen
Ja, wenn man die Frequenz mit der ich meinen Blog gegenwärtig update als Indikator heranziehen möchte, kann man gerne behaupten, ich sein faul. Zu meiner Verteidigung möchte ich anbringen, dass ich ja zwischenzeitlich eine Wohnung gesucht habe und inzwischen auch aus dem Hotel in Hatfield in eine coole WG gezogen bin. (Die Eingeweihten unter Euch werden das Wortspiel zu schätzen wissen.)

Ich wohne nun mit zwei Studenten in einem schönen Haus in Faerie Glen, einem Randgebiet von Pretoria. Das Haus hat einen schönen Garten mit einem kleinen Pool und der obligatorischen Braai-Area. (Wer mein improvisiertes Telekolleg in den letzten Einträgen aufmerksam verfolgt hat, wird mit diesem Begriff inzwischen was anfangen können.) Die Gegend ist sehr aufgeräumt und natürlich mit den obligatorischen Mauern, Stacheldraht-Verhauen und Elekro-Zäunen verziert. An den Wochenenden kann man sich schön auf die schattige Terrasse hocken oder es sich im Pool die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Unser Garten. Neidisch?

Da meine Mitbewohnerin auch erst im April in dieses Haus eingezogen ist und mein Mitbewohner erst Ende August einziehen wird, lässt sich der gegenwärtige Zustand der Wohnung mit „teilmöbliert“ treffen beschreiben. Nun bin ich also in der komfortablen Position behaupten zu dürfen, mir in Südafrika ein Bett gekauft zu haben. Wer kann das schon von sich behaupten! Ich denke, ich werde diesen Fakt in meinen Lebenslauf aufnehmen – Differenzierung ist ja heutzutage alles...

Apropos Lebenslauf: Meine Mitbewohnerin studiert Fashion Retail und mein zukünftiger Mitbewohner Maschinenbau. Beide sind schon am Ende ihres Studiums, dennoch zählen die beiden erst schlappe 22 Lenze (jeder, nicht zusammen!), was mich zum Opa in dieser WG macht. Die Phrase „damals, als ich Eurem Alter war …“ wird man in Zukunft wohl noch häufiger aus meinem Munde hören – was allerdings niemanden stören wird, da hier niemand Deutsch versteht…

Noch weniger witzig als der letzte Absatz ist die Tatsache, dass mein Weg zur Arbeit nun zwischen 30 und 60 Minuten beträt – je nachdem, wie die Infrastruktur dieser Stadt es sich gerade verhält. Dem großem Stau entgeht man gegenwärtig nur, wenn man besonders früh oder aber besonders spät zur Arbeit fährt. (Für die langjährigen Pendler unter Euch mag das eine Binsenweisheit sein. Für ich als passionierten "Ich fahr in Nürnberg 10 Minuten mit dem Rad zur Arbeit"-Genießer ist das aber Neuland.) Früher oder später - für welche Variante mag ich mich wohl entschieden haben…? Richtig! Ich fahre möglichst spät los, was kurz vor 8 bedeutet und nach hiesigen Verhältnissen schon fast Mittagszeit ist. (Meine Mitbewohnerin verlässt um 6:30 das Haus – als Student!!!) So schaffe ich es dann meist, zwischen halb neun und neun im Büro zu sein. (Und damit habe ich gute Chancen, noch vor den deutschen Kollegen da zu sein ;-)
Da man hier aber an jeder Ampel aufpassen muss, keinen Bettler zu überfahren und auch sonst viele Verrückte auf den Straßen unterwegs sind, bin ich bei Ankunft im Büro immer schon ganz ermüdet. Der tägliche mehrstündige Büroschlaf, der eigenlich nur für die Mittagspause unterbrochen wird, macht einen dann wieder halbwegs fit für den Heimweg, um dann abends abermals völlig erschöpft nach hause zu kommen.

So sitze ich nun also total erschöpft in meinem großen Wohnzimmer auf einem der drei Sofas und schreibe an meinem Blog. Das ist auch ein wenig der Lücke geschuldet, die neben dem Kamin klafft und in der eigentlich der Fernseher stehen sollte. Da wir aber „my Dad’s old one, because he will buy a new one soon”-Fernseher nehmen wollen, warten wir halt solange bis “Dad will buy a new one soon” in die Tat umgesetzt worden ist und wir endlich “Dad’s old one” hier in die Bude gestellt bekommen.
Da is schonmal Olympia - und ich kann nich gucken…

Zum Abschluss möchte ich abermals meinem Bildungsauftrag nachkommen und die ersten Brocken Afrikaans, die ich hier aufgegabelt habe, mit Euch teilen: Dankie – Danke; de Kacheln – der Kamin.

Und noch ein Tipp: Wenn ein Südafrikaner "soon" oder "it's done" oder "I send you the e-mail immediately" sagt - immer schön misstrauisch bleiben...

Gute Nacht!

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Sonntag, 13. Juli 2008
Von Kühlen auf Heizen - oder beides volle Pulle!
So, es ist mal wieder Sonntag und dazu noch ein verregneter. Das gibt mir die Gelegenheit, an meinem Blog zu arbeiten und Euch geneigte Leser an meinem Leben hier in Südafrika ausschnittweise teilhaben zu lassen.

Das Head Office des Department of Labour für das ich gegenwärtig arbeite, liegt mitten in Pretoria. Pretoria ist die Hauptstadt des Landes und Sitz der Regierung. Trotz seiner knapp 1,8 Mio. Einwohner, hat die Stadt eher den Charme einer Provinzhauptstadt als den einer Metropole und auch die Sehenswürdigkeiten lassen sich gut an einem Vormittag abarbeiten. Dafür hat die Stadt aber gerade Schlagzeilen als eine der gefährlichste Städte des Landes gemacht, Rang 1 bei "house robberies" und "car hijacking" – es wird also nie wirklich langweilig. Für mehr Informationen zu dieser dennoch schönen Stadt möchte ich als ehemaliger Online-Producer und Web-Admin an dieser Stelle der Hypertext-Techologie und dem Web 2.0 die Ehre erweisen und auf den entsprechenden Artikel in der Wikipedia zu Pretoria verweisen.

Ab hier Waffenfreie Zone...

Das Büro in dem ich arbeite fügt sich in die Infrastruktur der Stadt ein: insgesamt zweckmäßig und funktionsfähig, aber dennoch leicht veraltet und provisorisch. Exemplarisch für Provisorien ist der Kühlschrank in meinem Büro in dem die Milch für den Kaffee aufbewahrt wird. Genauer gesagt wir die Milch nicht IM Kühlschrank sondern AUF dem Kühlschrank aufbewahrt. Und der Kühlschrank ist auch kein Kühlschrank, sondern eine Klimaanlage die volle Pulle aufgedreht wird. So bleibt die Milch schön kühl und frisch! Das Büro allerdings auch. Ein kaltes Büro mag im Sommer ganz angenehm sein, doch bei Außentemperaturen von gegenwärtig etwa 10 -15 Grad Celsius wird es auch dem Südafrikaner kalt. Daher schaltet er die Klimaanlage in der anderen Ecke des Büros von Kühlen auf Heizen und dreht auch hier voll auf.

Unser Freiluft-Kühlschrank im Büro.

Da wundert es dann auch wenig, wenn hier ab und zu den Ampeln und ganzen Stadtteilen wegen Energiemangel der Strom abgestellt wird, sog. „Load Shadding“.

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Samstag, 14. Juni 2008
Von 17:00 bis 19:00 Uhr
Jaja, Ihr habt ja Recht - jene, die sich beschwert haben, dass mein Blog für so lange Zeit verweist war. Aber soll ich tun? In der Woche komme ich erst spät von der Arbeit bzw. aus den diversen Restaurants ins Hotel zurück und schaffe es dann gerade noch E-Mails zu lesen und ggf. zu beantworten. An den Wochenenden heisst es dann Arbeiten, Einkaufen und Golf spielen – oder umgekehrt :-)

Komplikationen im Vertrag über meine Arbeit hier vor Ort zwischen meinem Arbeitgeber in Deutschland und der Landesgesellschaft hier in Südafrika lassen mich immer noch im Unklaren, wie lange ich denn noch in Pretoria bleiben werde. Und solange diese Unklarheit besteht, bleibe ich – quasi auf Abruf – im Hotel.

Dies ist mir nicht unangenehm, denn im Gegensatz zu den ganzen Hyatts und Sheratons dieser Welt hat mein Hotel nicht den Charme eines Luxusbunkers sondern den eines Landhauses mitten in der Stadt. Es herrscht eine sehr persönliche und heimelige Atmosphäre. Die Lounge ist mehr wie das Wohnzimmer einer wohlhabenden Adelsfamilie eingerichtet inklusive einer großen alten Anrichte, die sich Bar nennt.

Von 17:00 bis 19:00 Uhr ist im Hotel Happy Hour, d.h. die Drinks in der "Bar" sind kostenlos. Das ist der richtige Anreiz pünktlich um kurz vor sechs das Büro zu verlassen, um dann kurz vor sieben noch in den Genuss eines guten Gin Tonic zu kommen. Mit einem Gin Tonic in der Hand, lässt es sich viel leichter arbeiten :-)
Allerdings müssen mein Chef und ich das Tonic Water inzwischen selbst mitbringen, denn seit wir in der ersten Woche offenbar den gesamten Tonic Water Bestand im Hotel durch unsere Bestellungen verbraucht haben, hat es niemand für nötig befunden, diesen wieder aufzustocken. Der Dialog "May I offer you a drink", "Yes please, I would like to have a Gin Tonic.", "Oh, sorry Sir, Tonic Water is out." wurde zeitweilig zum Running Gag, denn spätestens am dritten Tag hätten wir erwartet, dass sich einer der Hotelmanager erbarmt und Tonic Water nachbestellt oder aus dem nahegelegenen Supermarkt einfach kauft.
Dies mussten wir schon selbst erledigen und uns einen eigenen Vorrat an Tonic Water zugelegen...
So sitzte ich oftmals am frühen abend im Hotel, schlürfe meinen Gin Tonic und arbeite den ein oder anderen Task ab, der tagsüber liegen geblieben ist. Bis es dann heisst: Und wo gehen heute essen?

Wie ich meine Figur wieder in Schuss bringen werde, erkläre ich dann beim nächsten Mal :-)

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